Höhlengleichnis

Höhlengleichnis

(Hauptwerk Politeia, Platon 370 v.ch.)

 

Eine Gruppe von Menschen lebt von Kindheit an in einer unterirdischen Höhle. Festgebunden an eine Felswand, können sie weder ihre Köpfe noch ihre Körper bewegen, sondern nur auf die ihnen gegenüberliegende Höhlenwand blicken. Alles Licht stammt von einem Feuer, das hinter ihnen brennt. Zwischen den Feuer und ihren Rücken werden Bilder von Gegenständen vorbeigetragen, die Schatten an die Wand werfen. Die Gefangenen sehen nur diese Schatten der Gegenstände sowie ihre eigene Schatten und die ihrer Mitgefangenen. Selbst wenn die Träger der Gegenstände sprechen, klingt es, als sprächen die Schatten selbst. Ohne das Wissen von dem, was tatsächlich hinter ihrem Rücken jenseits ihrer Wahrnehmung vor sich geht, halten die Höhlenbewohner die Schatten für die einzige und wahre Welt. Und aus diesem Dasein gibt es keine Erlösung. Ein Gefangener, der befreit ans Tageslicht käme, würde nach einer Weile zwar durchschauen, was in der Höhle gespielt wird. Aber er kann die anderen nicht aufklären, weil das, was er erzählte, jenseits ihrer Vorstellung läge. Der Erleuchter erntete Spott und Gelächter, man würde von ihm sagen, er sei mit verdorbenen Augen von oben zurückgekommen. Damit ihnen nicht dasselbe Schicksal widerfährt, brächten sie von nun an vorsorglich jeden um, der sie erlösen wollte.

 

KOMMENTARE:

Roman sagt:      

  1. April 2012 um 10:33 Uhr

Platon veranschaulicht in diesem Gleichnis, dass der gewöhnliche Mensch im Alltag wie in einer Höhle lebt. Denn die Dinge, die er als real wahrnimmt, sind Platons Ideenlehre zufolge in Wahrheit nur Schatten und Abbildungen des wahren Seienden. Die Höhle im Gleichnis steht für unsere sinnlich wahrnehmbare Welt, der harte Aufstieg des Höhlenbewohners für den Weg der Seele hinauf bis zur Erkenntnis des tatsächlichen Zentrums des Seins: der Idee des Guten, die im Gleichnis durch die Sonne repräsentiert ist. Es geht im Höhlengleichnis also darum, die Denkkraft nicht auf das sinnlich Wahrnehmbare der uns unmittelbar umgebenden Welt zu lenken, sondern auf das, was hinter dieser Welt steht, beziehungsweise auf den ideellen Ursprung dieser Welt.

Das Ende des Höhlengleichnisses nimmt Bezug auf das Ende des Sokrates, der von den Athenern wegen „Gottlosigkeit“ (Asebie) und als „Verderber der Jugend“ zum Tode verurteilt wurde.

 

Antoine de Saint-Exupery sagt:  

  1. Januar 2015 um 12:21 Uhr

Überlegen macht überlegen.

Ein Gedanke zu „Höhlengleichnis

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